Auf Schusters Rappen 1981
Filmliste Manfred Seide
Inhalt
Der Schuhmachergeselle Fabian zählt mit dem Lehrling zum Haushalt des Meisters Liebrecht. So gehörte es sich in der "guten alten Zeit des ehrbaren Handwerks", und hier in Kurhessen scheint sie in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch hinübergerettet worden zu sein in die neue Zeit der beginnenden Industrialisierung. Hier in der oberhessischen Kleinstadt herrscht noch das Bild der ländlich geprägten Idylle. Hier hat alles noch seine Ordnung, ein jeder hat seine vorgeschriebene Stellung im Gemeinwesen, sind der Tagesablauf und das menschliche Miteinander so fest geregelt, dass ein jeder sich sicher fühlen mag vor den oft unverständlichen Neuerungen der sich ständig veränderten Welt. Wenn Vetter Christoph von der Großstadt schwärmt, in dem ihm kein Meister mehr Vorschriften machen kann, so mag Fabian ihm nicht beistimmen. Wozu sollte er auch von der Ferne träumen? Er wird Klärchen, die Meisterstochter, heiraten und damit auch die Meisterstelle übernehmen können.
Doch die Hoffnung wird enttäuscht. Das Land kann die Bevölkerung nicht mehr ernähren. Fabrikware mindert den Verdienst des Handwerkers, und eines Tages kann sich auch Liebrecht keinen Gesellen mehr leisten. Aus der Traum von Hochzeit und Meisterbrief, und so wandert auch Fabian ins Industriegebiet, um sein Glück in der Fabrik zu versuchen. Hier wird er wohl bald mehr Geld bekommen als im kleinen Handwerksbetrieb; aber was nutzt ihm das Geld, wenn er für niemanden sorgen kann? Keiner kümmert sich um den anderen. Fabian erfährt bitter, wieviel Geborgenheit er mit den engen Familienbindungen verloren hat. Aber die herben Enttäuschungen sind ihm nur ein Anstoß, seinem Leben einen konkreten Sinn zu geben. So wird er für ein fremdes Kind sorgen, auch wenn ihm dies schwerfällt. Vielleicht hilft ihm auch die Illusion weiter, es könnte eines Tages alles wieder gut werden, falls er den Mut aufbrächte, nach Amerika auszuwandern.
(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Heft 32, März bis Mai 1981, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)
Layout:
Rosemarie Kuheim |