Ein freier Tag

1978/79

 

Filmliste Hermann Treusch

 

  

  

Regie

Hermann Treusch

Drehbuch

Wilhelm Genazino

Vorlage

-

Szenenbild

Leo Karen

Redaktion

Hans Kutnewsky

Produktion

ZDF, hergestellt im Fernsehstudio München

Kamera

Hans Canal

Musik

-

FSK

-

Länge

-

Sonstiges

-

FBW-Bewertung

-

Ur-/Erstaufführung

14.12.1978, 22:05 Uhr

Genre

"Das kleine Fernsehspiel"

  

  

  

Darsteller

Rolle

Wolfgang Zerlett*)

Karl-Heinz

Erika Skrotzki Ilse
Grete Wurm Mutter
Heinrich Sauer Vater

                  

 

 

Inhalt  

 

Zwei Aufsätze - einer aus der Sicht des Autors Wilhelm Genazino, der andere aus der Sicht des Realisators Hermann Treusch - zeigen in pastischer Weise das Spannungsfeld zwischen Literatur und Praxis, wohl auch den Kontrast zwischen Geschriebenem und Szenischem, auch wenn die Szene vorerst nur als Vorstellungsbild existiert.

  

Einige Gedanken zu meinem Fernsehspiel (von Wilhelm Genazino):

 

Das Fernsehspiel Ein freier Tag handelt von der Normalität, die schwer zu fassen ist. Das äußerliche Geschehen ist schnell nacherzählt: Karl-Heinz, ein mittelmäßig verdienender Ehemann und Vater eines Kindes, will einen arbeitsfreien Tag verbringen. Was er erlebt, führt ihn in das Dickicht familiärer und gesellschaftlicher Abhängigkeiten, die er weder richtig voneinander trennen noch durchschauen kann.

 

Karl-Heinz macht seine Frau Ilse für eine scheinbar unüberlegte Anschaffung verantwortlich. Es handelt sich um einen neuen Anorak für seinen Sohn Andreas, obwohl der alte Anorak, jedenfalls nach Meinung des Vaters, es auch noch eine Weile getan hätte. Die Energie, mit der Karl-Heinz das wirtschaftliche Fehlverhalten seiner Frau ahndet, verdeckt die Tatsache, dass Karl-Heinz und Ilse zu den vielen Ehepaaren gehören, die am Monatsende keine Mark übrig haben. Karl-Heinz versucht, den Fehlbetrag bei seinen Eltern, genauer bei seiner Mutter zu "borgen". Die Mutter ist ihrerseits den gleichen Problemen ausgesetzt wie Ilse, Karl-Heinzens Frau. Nur ist Karl-Heinz nicht fähig, die Parallelen zu sehen. Er hat Verhaltensweisen des Vaters übernommen, ohne es zu bemerken. Die Mutter muss ihrem Mann verheimlichen, dass sie der Familie ihres Sohnes finanziell über die Runden hilft. Karl-Heinzens Verhalten scheint das Ergebnis seiner Erziehung zu sein, die über ihre eigenen Haltungen nicht Bescheid weiß, sondern sie einfach weitervererbt. Eine dieser Haltungen ist, dass die Gründe für Mangelerfahrungen immer im Kreis der eigenen Familie vermutet und gesucht, aber nie als familiäre Ableitungen gesellschaftlicher Verhältnisse begriffen werden.

 

Ilse, die Frau von Karl-Heinz, ebenso hilflos wie ihr Mann, reibt sich in einem hoffnungslosen Verteidigungskampf auf: Sie glaubt ihrem Mann gegenüber rechtfertigen zu müssen, was sie gar nicht zu verantworten hat, nämlich die finanziellen Engpässe der Familie. Aus Ratlosigkeit flüchtet sie in ein Fehlverhalten: Sie versteckt eine unbezahlte Rechnung und macht sie vor, dadurch eine Einsparung, mindestens eine Art Zahlungsaufschub, erreicht zu haben. Der Mangel taucht jeden Monat neu auf, und ebenso regelmäßig suchen Karl-Heinz und Ilse die Gründe für ihre Misere an den falschen Stellen ihres Lebens. Karl-Heinz hält Ilse für "schuldig". Dabei muss Ilse sogar in Kauf nehmen, dass ihr Mann mit wachsenden Aggressionen massiv gegen sie vorgeht. So steigert sich die Resignation bald über die Verhältnisse, bald über den Partner. Und gerade diese Unachtsamkeit, diese schlampige Art, sich  über Gründe und Verhältnisse nicht klar zu werden, setzt die Beziehungen dieses Ehepaares einem besonders hohen Verschleiß aus. 

(Quelle: Broschüre Das Fernsehspiel im ZDF, Heft 23, Dezember 1978 - Februar 1979, herausgegeben vom Zweiten Deutschen Fernsehen, Informations- und Presseabteilung)

  

  

*) Sohn des Regisseurs und Drehbuchautors Hans H. Zerlett

  

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 


  

 

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 17. Dezember 2020

  

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