Deutschland bleiche Mutter 

1980

 

Filmliste Helma Sanders-Brahms

 

  

  

Regie

Helma Sanders-Brahms

Drehbuch

Helma Sanders-Brahms

Ausstattung

Götz Heymann

Schnitt

Elfi Tillack, Uta Periginelli

Produktionsleitung

Ursula Ludwig

Produktion

Helma Sanders-Brahms / Literarisches Colloquium Berlin / WDR Köln (Volker Canaris)

Produzent

Helma Sanders-Brahms, Walter Höllerer

Kamera

Jürgen Jürges

Musik

Jürgen Knieper

FSK

ab 16 Jahre

Länge

ca. 130 Minuten

Sonstiges

- Kritik von Hans-Christoph Blumenberg

- Retrospektive Berlinale 2014

- Hauptpreis beim Frauenfilmfestival in Créteil, Frankreich

FBW-Bewertung

Prädikat "wertvoll"

Ur-/Erstaufführung

20.02.1980; Kinostart 17.10.1980; TV 21.11.1985

Genre

Drama, Deutsche Geschichte

  

  

  

Darsteller

Rolle

Eva Mattes

Helene

Ernst Jacobi Hans
Elisabeth Stepanek Hanne
Angelika Thomas Lydia
Rainer Friedrichsen Ulrich
Gisela Stein Tante Ihmchen
Fritz Lichtenhahn Onkel Bertrand
Anna Sanders Kind Anna
Sonja Lauer Kind Anna
Miriam Lauer  Kind Anna
Friedrich Werner Hartmann
Gabriele John
Johanna Karl-Lory
Egon Lauer
Ursula Ludwig
Lisa Örter
Heinz Petruo
Hans Rickmann
Jeanine Rickmann
Hermann Rittweger
Roland Schäfer

                  

 

 

Inhalt  

  

1939 vor dem Hintergrund von Hitlers Kriegsvorbereitungen, eine Liebesgeschichte, die mit einer Hochzeit endet. Unmittelbar danach beginnt der Polenfeldzug, und der Mann muss an die Front. Die Frau, Lene, bleibt allein zurück, bekommt allein ihr Kind, schlägt sich durch den Krieg, entwickelt mit ihrem Kinde die Kraft zum Überleben.

Als der Mann aus dem Krieg zurückkommt, wird diese Kraft nicht mehr gebraucht. Lene soll in ihre alte Frauenrolle zurückfinden, aber das schafft sie nicht. "Wiederaufbau" und "Wirtschaftswunder" werden ihr ebenso unerträglich wie ihre Kleinfamilie, die wieder funktionieren soll, als wäre nichts geschehen.

1950 ist Lene krank und verhärtet. Das Kind rettet sie vor dem Selbstmord.

 

(Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1981/82, herausgegeben von Robert Fischer (mit seiner Erlaubnis), Verlag Monika Nüchtern, München)

 

 

  

Die Filmgeschichte Lenes steht für die Millionen anderer Frauen, die bei der Machtergreifung der Nazis jung waren, unpolitisch, die betrogen wurden um ihre Jugend, um ihr Glück. Lene lernt beim Tanz einen jungen Mann kennen, lieben und heiratet ihn. Er ist kein Nazi, das gefällt ihr. Denn sie hat eine Abneigung gegen die Nazis und gegen Typen in Uniform. Sie verbindet unbewusst das, was sie sieht - wie Nachbarn deportiert werden zum Beispiel - mit den Uniformen. Es ist Krieg. Ihr Mann wird eingezogen, sie wird nach einem kurzen gemeinsamen Urlaub schwanger, bekommt ihre Tochter bei Bombenalarm. Ihr Alltag ist ein Kampf ums Überleben - im Luftschutzkeller, beim Bombenangriffen, ein Kampf gegen den Hunger und die Kälte. Auch die Soldatenwirklichkeit, in der sich ihr Mann befindet, wird gezeigt, seine psychischen Zusammenbrüche. Nur eins bleibt unbeschädigt in Lenas Leben während dieser Kriegsjahre: die Liebe zu ihrer Tochter. Nach dem Krieg schlägt sie sich weiter durchs Leben, wie viele andere Frauen auch: als Schwarzhändlerin, als Trümmerfrau. Allmählich treffen die Männer ein - auch der von Lene. Und jetzt beginnt die Verdrängung, das erdrückende Leben der fünfziger Jahre, der Wiederaufbau, die Zeit der wohlgeordneten spießigen Wohnstuben. Lene, die fünf Jahre allein mit ihrer Tochter den Krieg überlebt hat, wird in die Rolle der dienenden, funktionierenden, demütigen Ehefrau gedrängt. Sie fühlt sich überflüssig, ausgelaugt, verbraucht, bereitet ihren Selbstmord vor. Doch wegen der Tochter kehrt sie um - zurück ins Leben. 

 

(Quelle: Der Frauenfilm - Filme von und für Frauen, Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel, Heyne Filmbibliothek, Originalausgabe, Wilhelm Heyne Verlag München, TB Nr. 90, Seite 142-146 - mit Erlaubnis der Autorinnen)

  

   

 

"Der Hauptansatz des Films ist der Versuch einer neuen Geschichtsschreibung aus weiblicher Sicht. Es heißt am Schluss des Films: "Dieser Film ist einerseits für Lene und andererseits für Anna". Lene ist meine Mutter und Anna ist meine Tochter. Und ich bin Helma und stehe dazwischen. Ich will eine andere Geschichte Deutschlands erzählen. Ich will nicht die Geschichte derjenigen erzählen, sie Sieger oder Besiegte waren, sondern die Geschichte derjenigen, die den Faschismus erlitten haben. Die deutsche Geschichte ist eine Geschichte von Brüchen. Das, was die Generation vorher gemacht hat, ist immer tabu. Mein Film macht das Gegenteil dieser Geschichtsschreibung, die alles was vorher ist, total - angeblich total - begräbt. Mein Film zeigt, dass es eine Kontinuität von der Mutter zu der Tochter gibt, die wieder eine Mutter wird. Insofern spielt meine Tochter Anna mich. Ich wollte sagen, Frauen haben eine Geschichte, und Frauen haben möglicherweise eine andere Geschichte als Männer. Für mich ist der Faschismus eine Männergeschichte. Sicher, Frauen haben Hitler gewählt, und Frauen waren in den KZ's tätig, aber meines Erachtens sind die Leute, die diese Dinge in Gang gesetzt haben, Männer. Und so habe ich auch Brecht verstanden, der sagt: 'Deutschland, bleiche Mutter, wie sitzest du besudelt unter den Völkern. Wie haben deine Söhne dich zugerichtet.' Die Mutter Deutschland ist bleich besudelt und beschmutzt, aber sie ist als Mutter doch irgendwo intakt. Sie schafft wieder neues Leben. Insofern schreibe ich eine Geschichte von den Müttern aus gesehen, von den Frauen aus." (Helma Sanders-Brahms)

 

(Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1981/82, herausgegeben von Robert Fischer (mit seiner Erlaubnis), Verlag Monika Nüchtern, München)

  

  

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 12. Dezember 2020

  

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