Alte Kameraden

1969

   

Filmliste Franz Peter Wirth

    

 

  

Regie

Franz Peter Wirth

Drehbuch

Georg Hurdalek, nach einem Bericht von Helmut Schulz

Produktion

Bavaria Atelier GmbH

Redaktion

?

Bauten/Szenenbild

Helmut Gassner

Kamera

Hermann Gruber

Kostüme

?

Schnitt

?

Musik

Eugen Thomass

FSK

ab ? Jahre

Länge

83 Minuten

Ur-/Erstaufführung

23. Februar 1969 ARD

Sonstiges

s/w

Genre

Deutsche Geschichte, Nationalsozialismus, 2. Weltkrieg

      

    

 

Darsteller

Rolle

Horst Bergmann

Karl Hummel, alias Karl Daubmann
Bernd Schäfer Brausewetter
Trude Breitschopf Mutter Daubmann
Wilhelm Zeno Diemer Vater Daubmann
Gustl Bayrhammer Kreisleiter Hacklfinger
Sigurd Fitzek Zupp
Günther Ungeheuer Gauleiter Kessler
Hannes Kaetner Wegeleben
Konrad Georg Dr. Pauly
Wega Jahnke...
war mit F.P.Wirth verheiratet
Inge
Doris Schade Frau Brausewetter

    

     

 

Inhalt  

Im Jahre 1932 betritt ein Mann in abgerissener Kleidung und auch sonst von eher verdächtiger Erscheinung die gepflegten Räume des deutschen Konsulats in Neapel. In langer Praxis haben die Beamten Erfahrungen im Umgang mit den verwegensten Bittstellern gemacht,die tolle Flunkergeschichten erzählen und sich schließlich doch mit ein Paar Lire zufrieden geben. Dieser Mann will aber mehr, und seine Geschichte, so scheint es, hat halbwegs Hand und Fuß - nicht nur deshalb, weil sie in perfektem Schwäbisch vorgetragen wird. Er heiße Karl Daubmann, so erzählt der Unbekannte, und sei rechtens deutscher Staatsbürger. Auf abenteuerlichen Wegen sei er der französischen Gefangenschaft in Nordafrika entflohen, die er - unrechtens - jahrelang erlitten habe. Die Überprüfung der Identität lässe zwar gewisse Zweifel offen - aber angesichts des nationalistischen Überschwangs, der im Deutschland dieser Zeitläufe herrscht, wagt keiner der Beamten, einem möglicherweise vom französischen Erbfeind Geschundenen die deutsche Hilfe zu versagen.

Karl Daubmann erhält, was er will: einen Pass und eine Freifahrkarte bis zu jenem badischen Ort, den er als sein Heimatstädtchen genannt hat.

Eigentlich wollte Karl wirklich nur das - aber vom einmal bestiegenen Löwen kann er jetzt nicht mehr absteigen. Der wohlfeile Schwindel verwandelt sich zur bedeutsamen politischen Affäre.

Bereits im Zug wird er angesprochen, von alten Kameraden prompt als Held "erkannt" und am Bahnhof im Badischen von "seinem" Bataillonskommandeur Brausewetter und einer jubelnden Menschenmenge stürmisch gefeiert. Sogar die Eltern des seit sechzehn Jahren vermissten Daubmann umarmen Karl - welch rührende Szene! - als ihren totgeglaubten Sohn; haben sie anfangs noch leise Skrupel, so wissen sie doch schnell, welch goldene Gans ihnen hier unvermutet ins Haus geflattert ist. Karls politisches Ungemach zahlt sich unversehens in harter deutscher Reichsmark aus. Seine Karriere geht steil nach oben. Bald hat er begriffen, dass es im Deutschland des Jahres 1932 mächtige Kräfte gibt, die ihn und seine Lügengeschichten zur Anheizung nationaler Emotionen dringend brauchen.

Gäbe es den vom Franzosen misshandelten, gequälten, wider jedes Völkerrecht eingekerkerten Heimkehrer Daubmann nicht, man müsste ihn erfinden! Und Karl selbst erfindet folgsam darauflos, berichtet auf Massenveranstaltungen Haarsträubendes und Empörendes über das, was ein braver deutscher Soldat von den übermütigen und unmenschlichen Siegern zu erdulden hatte. Das trifft den Nerv der Zeit: Verrat, Dolchstoß, Schmach von Versailles, Schandfriede, im Felde unbesigt!

Daubmann wird ein nationales Symbol, um das hinter den Kulissen ein geschäftiges Tauziehen zwischen rivalisierenden Funktionären der schon zur Machtübernahme bereiten NSDAP stattfindet.

Das Ende geht rasche. Der private Spuk des armen Karl verfliegt - der politische der Nazis etabliert sich. Angeklagt wird ein relativ harmloser Betrüger, der halb wider Willen zum nationalen Massenstar wurde. Die wahren Schuldigen aber stehen nicht vor Gericht: die unverbesserlichen Reaktionäre, die nationalistischen Demagogen, die den Sturz der alten Ordnung nicht verwinden können, die Prediger der Gewalt, des Rassedünkels und der Herrenmenschen-Ideologie, die Erfinder der Kriegsschuldlüge von Gestern und die Kriegsbrandstifter von Morgen. Ein ganz kleiner Schwindler hat den ganz großen Schwindel der anderen unfreiwillig entlarvt und einen Augenblick lag in einer bösartigen und lächerlichen Erbärmlichkeit gezeigt.

 

 

*****

 

 

Georg Hurdalek, Drehbuchautor der Filme Rosen für den Staatsanwalt und Des Teufels General schrieb im Auftrag der Bavaria dieses Fernsehspiel nach dokumentarischen Unterlagen, ohne jedoch seiner eigenen Erfindungsgabe allzu enge Grenzen ziehen zu müssen. Alte Kameraden ist kein Dokumentarspiel, sondern eine politische Komödie, die in der deutschen Geschichte eine beklagenswert permanente Aktualität hat.

 

 

(Quelle: "Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk, 1. Halbjahr 1969", Seite 28-33)

  

  

  

 

 

 

 

     

  

   

  

    

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 28. Juli 2022

  

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