Die rote Kapelle

1972

 

Filmliste Franz Peter Wirth

 

  

  

Regie

Franz Peter Wirth

Drehbuch

Peter Adler, Hans Gottschalk, Franz Peter Wirth

Vorlage

Hintergrund des Filmes ist die Widerstands- und Spionagegruppe "Rote Kapelle" im Dritten Reich.

Die Vorlage zur Serie lieferte Heinz Höhnes Bericht "Kennwort Direktor".

Schnitt

Lilian Seng, Henri Sokal

Produktionsleitung

in Koproduktion mit O.R.T.F. (frz. Fernsehen) und RAI (ital. Fernsehen)    

Produktion

Bavaria Atelier, Hans Gottschalk

Redaktion

Dieter Meichsner

Kamera

W. P. Hassenstein

Bauten

Götz Weidner

Musik

Bert Grund

Kostüme

Barbara Baum

Sonstiges

Weitere Inhaltsbeschreibung

Länge

ca. 390 Minuten

1. Folge: Die Geschäfte des Grand Chefs, 9. April 1972, 60 Min.

2. Folge: Kent ruft Direktor, 16. April 1972, 68 Min.

3. Folge: Altenbürger Allee, 23. April 1972, 56 Min.

4. Folge: FU III bricht Code, 30. April 1972, 62 Min.

5. Folge: Das Netz zerreißt, 7. Mai 1972, 55 Min.

6. Folge: Der neue Mann, 14. Mai 1972, 65 Min.

7. Folge: Das Spiel ist aus, 22 Mai 1972, 71 Min.

 

Drehzeit

-

FBW-Bewertung

-

Deutschspr. Erstaufführung

9. April 1972

Genre

Zeitgeschichte, Napoleonische Herrschaft, Historie

  

  

  

Darsteller

Rolle

Werner Kreindl

Leopold Trepper "Der Grand Chef"
Georges Claisse Viktor Sukulow "Der Petit Chef" (Deckname "Kent")
Rada Rassimov Margarethe Barcza
Peter Fricke  Harro Schulze-Boysen
Edeltraud Elsner Libertas Schulze-Boysen
Dieter Wagner Arvid Harnack
Christine Gerlach Mildred Harnack
Günter Neutze Giering
Alexander Hegarth Hauptmann Piepe
Norbert Hansing Paulsen
Manfred Spies Makarow "Carlos Alamo"
Julia Laroche Rita Arnould
Ruth Kähler Sophia Poznanska
Franco Graziosi Leon Großvogel
Jacques Rispal Hillel Katz
Henri Sokal Isidor Springer
Ursula Herwig Greta Kuckhoff
Peter Thom Hans Coppi
Karl Walter Diess Oberleutnant Grassmann
Philippe Lemaire Pierre
Manfred Tümmler Hauptmann Gollnow
Karl Heinz von Hassel Jung
Henning Gissel Lüders
Friedrich G. Beckhaus Corbin
Werner Abrolat Russischer General
Xenia Pförtner Frau Corbin
Ekkehard Fritsch Kriminalkommissar Strübing
u.v.a.  

 

 

  

  

Inhalt  

Sie waren ihrer fünf - fünf Männer, die auszogen, die größte Spionageorganisation des Zweiten Weltkriegs zu schaffen. "Rote Kapelle" nannte der deutsche Gegenspieler ihre Kreation; Kapelle, weil der Abwehr jede gegnerische Spionagetruppe mit ihren Sendern ("Pianos") und ihren Chefs ("Dirigenten") wie eine Band erschien, und rot, weil in der Kodesprache der Abwehr eine gegnerische Gruppe stets eine Art Herkunftsbezeichnung haben musste. Was lag näher, als die Agenten eines sowjetischen Spionageringes als Rote einzustufen?

 

Ein typischer "Roter" war denn auch der Mann, der 1936 die Keimzelle der Roten Kapelle schuf. Der Ostpreuße Johann Wenzel entstammte dem Industriespionage-Apparat der Komintern; nach der Liquidierung der KPD im Dritten Reich war er in den Dienst des militärischen Geheimdienstes der Sowjetunion getreten und nach Belgien mit dem Auftrag entsandt worden, einen Aufklärungsapparat gegen Hitler-Deutschland zu schaffen. In Brüssel scharte er kommunistische Emigranten um sich, die falsche Pässe herstellten und Informationen aus Deutschland besorgten.

Der Wenzel-Ring arbeitete so erfolgreich, dass der Moskauer Geheimdienst auf ihn zurückgriff, als er am Vorabend von Adolf Hitlers Krieg dazu überging, eine größere Organisation in Westeuropa zu schaffen. Im Sommer 1939 setzte sich eine Gruppe sowjetischer Geheimdienst-Offiziere in Marsch, angeführt von einem polnischen Berufsrevolutionär, der zur zentralen Figur der Roten Kapelle wurde: Leopold Trepper, Verfolgter des Pilsudski-Regimes, Palästina-Flüchtling und erfolgreicher Industriespion. In Belgien errichtete er als "Grand Chef" einen Ring von Tarnfirmen und Funkstationen, während Wenzel funktechnischer Leiter der gesamten Gruppe, die Organisation nach Holland hin erweiterte.

Der überraschend schnelle Sprung von Hitlers Armeen nach Westeuropa im Sommer 1940 störte jedoch den Aufbau des Spionagenetzes. Trepper musste sich mit seinen Mitarbeitern, meist jüdischen Emigranten, ins unübersichtliche Paris absetzen und die belgischen Basen dem "Petit Chef", genannte Kent, überlassen. Als Kaufmann Gilbert getarnt gründete Trepper in Paris eine Import-Export-Firma, die Deutschlands Besatzungsarmee mit Waren aller Art belieferte und die Militärverwaltung infiltrierte.

Treppers Frankreich-Organisation verfügte jedoch über keine Funkgeräte, als im Juni 1941 der deutsch-sowjetische Krieg begann. Nur Kents Funker in Brüssel konnten sofort liefern, was der sowjetische Generalstab so dringend benötigte: Nachrichten über den Feind. Kent wurde denn auch von Moskau zum Aufpasser der dritten Rote-Kapelle-Gruppe bestellt, die zwei weitere Helfer des sowjetischen Geheimdienstes aufgebaut hatten: Harro Schulze-Boysen, Oberleutnant im Führungsstab der Luftwaffe, und Arvid Harnack, Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium. Die meisten ihrer Mitarbeiter - Künstler, Studenten, Offiziere und Arbeiter - entzogen sich allerdings der Rot-Schablone von Abwehr und Gestapo: Sie wollten das Nazi-Regime stürzen, sie fühlten sich als Widerstandskämpfer, aber sie wussten oft nicht, dass ihre Anführer seit spätestens 1936 für den sowjetischen Geheimdienst arbeiteten.

Die Berliner Rote Kapelle erwies sich als eine so heterogene Gruppe, dass sie kaum Moskaus Wünsche befriedigen konnte. Ohne ausgebildete Funker, mit stets versagenden Sendern ausgestattet, dem Skrupel ausgeliefert, ob Widerstand gegen Hitler aus Landesverrat rechtfertige, sandte dere Tripitz-Großneffe Schulze-Boysen nur rudimentäres Material nach Moskau. Die Mängel der Berliner konnten auch nicht der Fleiß Kents und die (schließlich doch noch mit Funkgeräten ausgestattete) Agentenschar Treppers wettmachen.

Den deutschen Verfolgern fiel es denn auch nicht schwer, eine so vielschichtige Spionageorganisation zu zerschlagen. Im Dezember 1941 hob die Funkabwehr Kents Hauptsender in Brüssel aus, im Juni 1942 fiel Treppers Funkstation, einen Monat später geriet Wenzel in die Hände der Gestapo - der Rest war Routine. Ende des Jahres war die gesamte Organisation vernichtet.

Was folgte, war ein makabres Endspiel. Nahezu alle wichtigen Mitglieder der Berliner Gruppe wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, die Führer der im Westen eingesetzten Rote-Kapelle-Gruppen aber traten in den Dienst der deutschen Gegenspionage und halfen Hitlers Abwehroffizieren, Moskau in einem jahrelangen Funkgegenspiel irrezuführen. Nur der Märtyrertod Schulze-Boysens und seiner Anhänger verklärte die Arbeit der Rote Kapelle: Bis zur letzten Stunde waren sie Laien-Agenten aus politischer Überzeugung geblieben, eher fleißige denn effektive Spione, Symbolfiguten eines politischen Protestes.

 

  

(Quelle: Broschüre Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk - Januar bis Juni 1972)

 

 

  

  

  

 

 


  

 

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 26. Juni 2022

  

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