Aimée und Jaguar

1999

 

Filmliste Max Färberböck

  

  

Regie

Max Färberböck

Drehbuch

Max Färberböck und Rona Munro (nach dem Roman von Erica Fischer)  

Produktion

Günther Rohrbach/Senator Film  

Kamera

Tony Imi  

Musik

Jan A.P. Kacmarek  

FSK

ab 12 Jahre

Länge

125 Minuten

Sonstiges

Authentische Geschichte der Lilly Wust, Kinodebüt des Regisseurs Max Färberböck, wurde am 10. Februar 1999 als offizieller Eröffnungsfilm des Wettbewerbs der 49. Internationalen Filmfestspiele Berlin gezeigt. Der Film entstand an 56 Drehtagen im Studio Everest in Köln-Godorf sowie an Originalschauplätzen in NRW, Berlin und Wroclaw.

Ur-/Erstaufführung

10. Februar 1999

Genre

Drama, lesbische Liebe, Krieg

  

  

Darsteller

spielt wen

Maria Schrader  

Felice Schragenheim  

Juliane Köhler

Lilly Wust (Aimee)

Heike Makatsch

Klärchen

Johanna Wokalek

Ilse

Elisabeth Degen

Lotte

Detlev Buck

Günther Wust

Inge Keller

Lilly 1997

Kyra Mladek

Ilse 1997

Dany Levi

Fritz Borchert

Dorkas Kiefer

Tanja

Jochen Stern

Werner Lause

Margit Bendokat

Frau Jäger

Desirée Nick

Rosel Zech

Rüdiger Hacker

Ulrich Matthes

Gestapo-Mann

Peter Weck

Chefredakteur Keller

 

 

  

Inhalt:

Mit Aimee und Jaguar, für ein deutsches Melodram eine höchst ungewöhnliche Auszeichnung, wurden die Berliner Filmfestspiele "Berlinale" 1999

Schauspielerin Inge Keller

Foto: Wikipedia-User Spree Tom

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eröffnet. Im altehrwürdigen Lichtspielhaus Zoo-Palast dabei: Die 85jährige Lilly Wust, die seit 50 Jahren sehr zurückgezogen und in ärmlichen Verhältnissen in Lichtenberg lebt, sah ihr Leben noch einmal auf der Leinwand Revue passieren. Obwohl Max Färberböcks opulente Verfilmung in erster Linie Fiktion sein will, Fiktion ist, besticht Aimee und Jaguar durch die eigene Sogkraft der authentischen Story, von der die Journalistin Erica Fischer erfuhr, nachdem Lilly Wust 1981 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war. Sie hat aus Lilly Wusts Erinnerungen einen autobiographischen Roman geschrieben, welcher 1994 sofort die Bestsellerlisten erstürmte. Lilly Wust war Aimee (Juliane Köhler), Felice Schragenheim war Jaguar (Maria Schrader), die Jüdin, die vor der drohenden Deportation untertauchte und das ausgerechnet als Mitarbeiterin eines nationalsozialistischen Hetzblattes. Ob es sich dabei, wie der Film andeutet, um den rassistischen "Stürmer" gehandelt hat, ist in Wahrheit bis heute ungeklärt – aber auch nicht so wichtig. Felice tauchte an der Seite der NS-Mutterkreuz-Trägerin Lilly unter, welche ihren Mann (Detlev Buck) und sogar ihre Kinder aufzugeben bereit war für eine große lesbische Liebe in den letzten Monaten des von Joseph Goebbels ausgerufenen "Totalen Krieges" mitten in Berlin. 

  

Seit dem 2. April 1943 waren beide ein Paar, und Lilly machte Bekanntschaft mit für sie völlig neuen Kreisen der jüdischen und linken Boheme, der Lesben-Szene, aber auch des politischen Widerstands gegen das Nazi-Regime. Lilly ließ sich scheiden, kämpfte um ihre drei Kinder, lebte mit Felice zusammen, bis diese am 21. August 1944 von der Gestapo verhaftet und zunächst nach Theresienstadt gebracht wurde. Tatsache, keine Fiktion: Lilly gelang das Unglaubliche, sie besuchte Felice im Konzentrationslager, bevor diese nach Auschwitz transportiert wurde und wahrscheinlich dort umkam. Schon die historisch verbürgte Geschichte ist ein Melodram ganz besonderer Güte, hier verfilmt mit zwei großartigen Schauspielerinnen an der Seite u.a. von Inge Keller, Kyra Mladeck, Johanna Wokalek, Peter Weck und Heike Makatsch. Während die Kritik seinerzeit vor allem Maria Schrader in den Mittelpunkt des letztlich tragischen Geschehens gerückt hat, ist für mich Juliane Köhler 'die' Entdeckung des Films. Und das nicht nur, weil sie ihre Mitwirkung an Max Färberböcks Streifen teuer bezahlt hat: Die damalige Münchnerin flog, nachdem sie ihren Dreh-Sonderurlaub um vier Tage überzog, fristlos aus dem Ensemble des Residenztheaters. Juliane Köhler spielt die Rolle der durch und durch kleinbürgerlichen Gattin eines Bankbeamten, überzeugten Nazis und Frontsoldaten, die Rolle einer Mutter von vier Kindern, die die Begegnung mit der aufgedrehten, lebenslustigen und dabei so geheimnisvollen Jüdin wie ein Blitz aus für die Zeitumstände relativ heiterem Himmel getroffen hat, so überzeugend, als wäre es die Verkörperung ihrer eigenen Geschichte. So ist Aimee und Jaguar aus meiner Sicht vor allem die Geschichte der inneren wie äußeren Befreiung dieser Frau von allen gesellschaftlich-ideologischen und familiär-privaten Konventionen, die Geschichte einer bedingungslosen Liebe als offener Tabubruch in restaurativer Mutterkreuz-Zeit. Die Nazi- und später die Kriegszeit fungieren in Max Färberböcks bei allen ästhetischen Anklängen an großes Hollywood-Kino zutiefst deutschem Streifen nur als Folie, die die Zeitgeschichte in keinem neuen Licht erscheinen läßt.

 

(Textabdruck mit Erlaubnis von Pitt Herrmann, Herner Feuilleton, 8. Oktober 2004)

 

 

 

  

  

  

 

 

 

  

   

 

 

 

 

 

 

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 9. Oktober 2020

  

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