Dorothea Merz

1976

 

Filmliste Peter Beauvais

   

 

 

Regie

Peter Beauvais

Drehbuch

Tankred Dorst

Mitarbeit

Ursula Ehler

Produktion

Westdeutscher Rundfunk (Gunther Witte)

Kamera

Michael Ballhaus

Musik

Wilhelm Killayer

Kostüme

Barbara Baum

Länge

229 Minuten

Sonstiges

2teiliger Fernsehfilm

Ur-/Erstaufführung

23. Mai 1976

Genre

Liebe, Beziehung, Drama

  

  

Darsteller

Rolle

Sabine Sinjen

Dorothea Merz

Dieter Wernecke

Rudolf Merz

Fritz Rasp

Der alte Merz

Dieter Kirchlechner

Erich Merz

Gisela Welzel

Elsbeth

Christiane Bruhn

Ida Wienkötter

Heinz Reincke

Dr. Dr. Plinke

Elisabeth Trissenaar

Bella Schedewy

Rolf Defrank

Bruno Schedewy

Ingmar Zeisberg

Mora Wollschedel

Horst Breitenfeld

Theodor Wollschedel

Christoph Felsenstein

Günther Regus

Hans von Borsody

Pfarrer Jarosch

Katharina Tüschen

Frau Falk

Elisabeth Schwarz

Klara Falk

Claus Enskat

Kupka

Miriam Spoerri

Frau Zacharias

     

  

  

  

Inhalt

  

"Fragmente aus dem Leben der Dorothea Merz und ihr nahestehender Personen"

nennt Tankred Dorst diese Geschichte einer jungen Frau in Deutschland von 1925 bis 1934.

 

Dorothea, die aus einer norddeutschen Fabrikantenfamilie stammt, verlässt voller Illusionen die materialistische Welt ihrer Verwandten, um an der Seite ihres Mannes Rudolf Merz im abgelegenen Städtchen Grünitz, am Südhang des Thüringer Waldes, ein einfaches, naturverbundenes Leben zu führen. Dort ist Rudolf Direktor einer gutgehenden Stahldrahtfabrik. Aufgebaut hat sie sein Vater. Naturapostel und immer orientiert an den Prinzipien der praktischen Vernunft. Sehr bald muss Dorothea feststellen, dass ihre idealen Vorstellungen von Glück und  Ehe der Wirklichkeit ihres Lebens nicht entsprechen. Rudolf weicht in seiner Indifferenz vor Dorotheas Naivität und Spontanität in edle Strenge aus. Sie bemerkt auch, dass die Menschen, die sie in Grünitz  kennen gelernt hat, anders sind, als sie ihr auf den ersten Blick erschienen. So führen der Hausarzt Dr. Schedewy und seine Frau Bella - mit der sich Dorothea angefreundet hat - eine Ehe, die sie bald als Fassade erkennt. Bella hat einen Liebhaber. Die alte Frau Falk, Freundin des Hauses Merz und im Ort als Kommunistin bekannt, lebt in einer merkwürdigen Beziehung zu dem viele Jahre jüngeren Polen Kupka. Als Dorotheas Mann unheilbar erkrankt, meint sie in der Krankheit den Grund für die immer größer werdende Distanz zwischen ihr und Rudolf zu sehen. Nach einem längeren Aufenthalt in Capri, wo Dorothea ihren Mann besucht, stirbt Rudolf. Sie wird in Grünitz bleiben, geduldet von ihrem Schwager Erich, der mit seiner Frau Elsbeth die Leitung der Fabrik übernommen hat, gemieden vom alten Merz, für den Rudolfs Krankheit immer ein Versagen seines Sohnes war. Dorothea will nur für ihre beiden Kinder und dem Andenken ihres Mannes leben und trotzig ihre Illusionen verteidigen.

 

Dorst erzählt diese Ehe-Geschichte vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen jener Jahre in Deutschland. Auch im abgelegenen Grünitz artikulieren sich die Parteien. In der nahegelegenen Residenzstadt marschiert die SA. Die ersten Signale der "neuen Zeit" erschrecken Dorothea, doch sie weiß sie zu relativieren. Für ihren Sohn Tilmann engagiert sich den begeisterten Nazi Regus als Hauslehrer. Die Ehe mit Rudolf hat es nicht vermocht, sie nachdenklicher, kritischer im Umgang mit Menschen, in der Beurteilung von Ereignissen zu machen.

 

In einer Reihe von Fernsehfilmen will Tankred Dorst die Geschichte der Familie Merz beschreiben. Dabei sollen die einzelnen Folgen nicht Teile eines vollständig erzählten chronologischen Ablaufs sein, sondern selbstständige, in sich abgeschlossene Geschichten, in denen die Hauptfiguren wechseln, Nebenfiguren zu Hauptfiguren werden können. Beendet wird dieses Panorama einer bürgerlichen Familie in Deutschland mit dem Film Auf dem Chimborazo. Die Vorlage zu diesem Film war bereits als Stück im Theater zu sehen.

 

(Quelle: Broschüre Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk, Herausgeber: WDR-Pressestelle, Heft Januar - Juni 1976)

  

  

  

 

 

Tankred Dorst: Eine deutsche Geschichte

  

Vor einigen Jahren habe ich an einem Sylvesterabend, auf sieben Blättern eine lange Geschichte notiert und mir an die Wand geheftet: Es wurden sieben Geschichten, jede auf einem Blatt. Im ganzen sollte es ein dickes Buch werden und von dem Leben einiger Personen handeln, die in den Jahren von 1926 bis heute gelebt haben; eigentlich auch die Geschichte einer kleinen Stadt am  Südhang des Thüringer Waldes, dort wo später, 1945,  die Grenze hinkam. Diese Bücher wollte ich in einer offenen Form schreiben, ohne dabei an ein bestimmten Medium zu denken: viel Dialog, Szenen, Tagebücher, Briefe, Bilder.

Zuerst wurde die zeitlich letzte Geschichte fertig, die als Theaterstück auf die Bühne kam und als Hörspiel gesendet wurde. Die heißt "Auf dem Chimborazo". Eine alte Dame, Dorothea Merz, steigt mit ihren Söhnen und mit ihrer Freundin, einer alten Lehrerin, auf einen Berg an der DDR-Grenze, abends wollen sie ein Feuer machen, um drüben Freunde und Verwandte zu grüßen. Das Unternehmen scheitert. Danach schrieb ich die Ehegeschichte dieser Dorothea Merz, die wir jetzt als zweiteiligen Fernsehfilm gedreht haben. Im nächsten Jahr soll Die Reise nach Stettin folgen, die Geschichte eines 15jährigen Jungen, der gegen Kriegsende einige Erfahrungen macht; dann Klaras Mutter, die Geschichte einer Kommunistin auf dem Dorf um 1933, und Der Tod des Hauslehrers, der die Geschichte der Dorothea Merz bis in die Nazijahre fortsetzt. Die Villa spielt nach Kriegsende in der sowjetischen Besatzungszone, handelt von bürgerlichen Anpassungsversuchen an das neue Regime und von den Erwartungen, die Menschen in ihrem Leben haben. In der Falle ist eine Geschichte aus der Zeit des Wirtschaftswunders, stelle ich mir vor als eine Art Traumspiel, natürlich realistisch; sie handelt von zwei Personen, die ich kannte, einem jungen Mann um dreißig, der mit seinem Leben etwas anzufangen hofft, und einem älteren Mann, der seit zwanzig Jahren auf dem Sofa liegt.

Einige Personen, die in diesen Stücken, in diesem Dialogroman, in diesen Filmen vorkommen, habe ich gut gekannt; von anderen versuche ich, möglichst viel in Erfahrung zu bringen, besah mir Fotografien, las über sie, ließ mir erzählen, besuchte die Orte, wo sie gelebt haben. Ich sollte jedoch nicht ihre authentische Geschichte erzählen; jedes Stück hat sein eigenes Thema, die Personen musste ich diesen Themen zuordnen. Wenn sie durch das Thema nicht eingeengt, unwahr, flach geworden sind, sondern über die  Momente hinaus, die ihnen die Dramaturgie der Geschichte abfordert, ein eigenes Leben behalten haben, sehe ich das als eine Qualität meiner Arbeit. Meine Mitarbeiterin war Ursula Ehler.

 

(Quelle: Broschüre "Fernsehspiele Westdeutscher Rundfunk", Herausgeber: WDR-Pressestelle, Heft Januar - Juni 1976)

   

  

  

  

 

 

 

 

  

  

  

  

 

 

 

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 15. August 2020

  

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