Warnung vor einer heiligen Nutte

1970

 

Filmliste Rainer Werner Fassbinder

 

  

  

Regie

Rainer Werner Fassbinder

 

 

Regie-Assistent

Harry Baer

Drehbuch

Rainer Werner Fassbinder

Bauten, Ausstattung und Herstellungsleitung

Kurt Raab

Produktion

antiteater, X-Film / Nova Int., Peter Berling

Schnitt

Franz Walsch (d.i. R. W. Fassbinder) und Thea Eymèsz

Kamera

Michael Ballhaus

Musik

Peer Raben, Gaetano Donizetti, Elvis Presley, Ray Charles, Leonard Cohen, Spooky Tooth

FSK

ab 18 Jahre

Länge

103 Minuten

Filmbeschreibung

1. www.follow-me-now.de (+ Filmbilder) 

2. www.schnitt.de 

3. www.fassbinderfoundation.de 

4. Pressemappe und andere Informationen bei basisfilm.de

Auszeichnung

-

Sonstiges

Dem Film ist das Motto "Hochmut kommt vor dem Fall" vorangestellt und ein Zitat aus Thomas Manns Erzählung "Tonio Kröger": "Ich sage Ihnen, dass ich es oft sterbensmüde bin, das Menschliche darzustellen, ohne am Menschlichen teilzuhaben...".  

Ur-/Erstaufführung

28. August 1971 IFF Venedig; Kinostart der autorisierten Fassung 14. Mai 1992;

22.01.1972 bei NDR3 und S3, am 19.05.1972 bei HR3, am 03.01.1974 bei WDR3

Genre

Drama

      

        

  

Darsteller

Rolle
Lou Castel Jeff, Regisseur
Eddie Constantine spielt sich selbst
Hanna Schygulla Hanna, Schauspielerin
Marquard Bohm Ricky, Schauspieler
Margarethe von Trotta Babs, Produktionssekretärin
Rainer Werner Fassbinder Sascha, Herstellungsleiter
Ulli Lommel Korbinian, Aufnahmeleiter
Tanja Constantine Linda
Maria Novelli
Katrin Schaake Scriptgirl
Benjamin Lev Candy, spanischer Aufnahmeleiter
Monika Teuber Billi, Maskenbildnerin
Gianni Di Luigi Kameramann
Rudolf Waldemar Brem Oberbeleuchter
Herb Andress Coach
Thomas Schieder Jesus, Beleuchter
Hannes Fuchs David
Marcella Michelangeli Margret
Ingrid Caven Statistin
Harry Baer ihr Mann
Karl Scheydt Manfred
Kurt Raab Fred
Enzo Monteduro
Achmed Em Bark Requisiteur
Werner Schroeter Deiters, Fotograf
Magdalena Montezuma Irm
Michael Fengler Spencer
Burghard Schlicht Peter
Dick Randall Portier
Peter Berling
Toni Bianchi Blanco
Peter Gauhe Journalist
Marcello Zucche

                     

  

 

Szene 1 aus "Warnung vor einer heiligen Nutte" - Foto: Einhorn Film (Karl Scheydt (li.) und Rainer Werner Fassbinder)

Inhalt

Die gesamte Fassbinder-Familie findet sich ein, um in RWFs Auseinandersetzung mit dem Filmemachen, seiner heiligen Hure, mitzuspielen. Einmal mehr wird deutlich, wie sehr Fassbinder in seinem Schaffen die eigenen Konflikte thematisiert. Statt sich nach dem Flop von Whity in die unproduktive Schaffenskrise zurückzuziehen, macht er - in einer Flucht nach vorn - einen neuen Film, worin er die Produktionsbedingungen seiner früheren Filme überdenkt. In einem Hotel irgendwo am Meer in Spanien wartet ein Filmteam auf seinen Regisseur, den Star, das Förderungsgeld und das Filmmaterial. Die Stimmung unter den Wartenden schwankt zwischen Hysterie und Apathie. Als der Regisseur zusammen mit dem Star eintrifft, wird er sofort zum Zentrum des Chaos. (Kino Xenix, Zürich)

     

  

 

 

 

 

 

Szene 2 aus "Warnung vor einer heiligen Nutte" - Foto: Einhorn film (Eddie Constantine und Hanna Schygulla)

Mitunter wird auf die Auseinandersetzungen während der Dreharbeiten zu Whity hingewiesen, wenn von der  Entstehungsgeschichte des Schlüsselfilms der frühen Periode, dem selbstreflexiven und selbstkritischen Warnung vor einer heiligen Nutte, die Rede ist. Die angesprochene "Nutte" steht dabei für das Kino im Allgemeinen und das Filmemachen im Besonderen. Der Film ist - mutatia mutandis*) - mit Fellinis "OTTO E MEZZO" (Achteinhalb; 1962) vergleichbar und ziemlich genau das Gegenteil von Truffauts LA NUIT AMERICAINE (Die amerikanische Nacht; 1972). Fassbinders Meta-Film dürfte zudem Wim Wenders Der Stand der Dinge (1981) deutlich in Erinnerung gewesen sein.

*)mit "kleinen Abweichungen" oder mit "den nötigen Änderungen"

  

 

 

 

 

 

Die Schauspieler und die Crew einer Produktion warten in einem spanischen Küstenhotel auf das Eintreffen des Regisseurs Jeff (Lou Castel), des internationalen Stars (Eddie Constantine als er selbst), des Filmmaterials und der Fördergelder aus der Bundesrepublik. Inmitten der Langeweile, den Klatschgeschichten, den sexuellen Intrigen und Machtkämpfen sieht sich Jeff gezwungen, mittels einiger gewalttätiger Wutausbrüche Eindruck zu schinden, was ihm auch teilweise gelingt, wenngleich er einmal vom Kamerateam zusammengeschlagen wird, ohne dass ihm jemand zu Hilfe käme. Als die Streitsüchtigkeit eskaliert, bleibt nur Eddie Constantine cool, was ihm wiederum die Bewunderung von Hanna (Hanna Schygulla) einträgt, die sich auch aus dem Chaos heraushält. Trotzdem beginnen schließlich die Dreharbeiten, weil es Jeff gelingt, den orientalischen Despoten im psychischen Haushalt des Teams zu spielen und andererseits der gewiefte Profi zu sein, der alles gemäß des in seinem Kopf längst fertigen Drehplanes umsetzt. (ff) 

(Quelle: Thomas Elsaesser: "Rainer Werner Fassbinder", Bertz Verlag GbR, Berlin, 2001, Seiten 435-446, Textübernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)

  

  

Drei Hinweise

 

1.

Der Film spielt laut Dialog in Spanien. Tatsächlich wurde er aber in Italien (Sorrent) gedreht. Optische Hinweise auf den Drehort wurden nicht getilgt.

 

2.

Der junge Mann mit den langen Haaren, der in der ersten Einstellung eine Geschichte von Goofy erzählt, ist der Filmemacher Werner Schroeter.

 

3.

Wenn Irm (Magdalena Montezuma) abreist, fährt sie mit einem Motorboot übers Meer: ein Zitat aus Eika Katappa. Schroeter hat diese Einstellung für Fassbinder neu inszeniert. Sie ist hier mit Donizetti-Musik unterlegt, in Eika Katappa mit Musik von Hugo Wolf.  

  

  

Anmerkung

Zum 10. Todestag des Regisseurs hat die "Fassbinder Foundation", Berlin, die  Musikrechte angekauft und die autorisierte Fassung in die Kinos gebracht. 

  

 

Über Lou Castel, der am 28. Mai 2013 seinen 70. Geburtstag feiert:

Lou Castel wurde am 28. Mai 1943 unter dem Namen Ulv Quarzéll als Sohn eines irischen Vaters und einer italienischen Mutter in Kolumbien (Bogotá) geboren. Als junger Mann übersiedelte er nach Europa und begann eine Schauspielausbildung am Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom. Zunächst hatte er einen kleinen Auftritt in Luchino Viscontis DER LEOPARD (1963). Der Durchbruch gelang ihm mit der Hauptrolle in MIT DER FAUST IN DER TASCHE (1965) von Marco Bellocchio. In WARNUNG VOR EINER HEILIGEN NUTTE (1970) mimt er als alter ego Fassbinders in der Rolle des Jeff einen tyrannischen Regisseur, der wiederum den Launen seines Herstellungsleiters Sascha ausgesetzt ist – und das ist im Film eben RWF selbst. Koch oder Kellner, das ist hier keine Frage. Dennoch wes' Geistes Papagei ist er denn? Inneres Ich, äußeres Ich oder gar in summa ein wahres inszeniertes Ich? "Das einzige, was ich akzeptiere, ist Verzweiflung", resümiert Sascha im Film. Lou Castel passt in jedem Fall sehr gut in diese Charge, weil in seinem Gesicht echter Schmerz gepaart mit übertriebener Larmoyanz so authentisch abzulesen und gleichzeitig voneinander zu unterscheiden sind. In den Folgejahren hat er in den Filmen weiterer großer europäischer Namen mitgewirkt, darunter Wim Wenders, Claude Chabrol und Pier Paolo Pasolini. Lou Castel lebt heute in Italien und arbeitet weiter hauptsächlich als Schauspieler und als Maler. Im letzten Jahr war er mit dem Projekt "Parallelaktion" in der Reihe HANDS ON FASSBINDER in Berlin beteiligt. (Weitere Filme mit Lou Castel sind in der IMDb-Website gelistet.)

(Quelle: Fassbinder-Foundation)

  

 

 

 

 

  

  

  

  

  

  

 

 


  

 

 

  

   

   

   

   

   

   

    

   

   

  

Layout: Rosemarie Kuheim

Bearbeitet: 13. Oktober 2020

  

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Die Fotos wurden mir freundlicherweise von Einhorn-Film zur Verfügung gestellt.