Angst essen Seele auf 1974
Filmliste Rainer Werner Fassbinder
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Regie |
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Regie-Assistent |
Rainer Langhans |
Drehbuch |
Rainer Werner Fassbinder |
Produktion |
Tangofilm (RWF und
Michael Fengler) |
Ausstattung |
- |
Kamera |
Jürgen Jürges |
Musik |
Archiv |
FSK |
ab 12 Jahre |
Länge |
93 Minuten |
Sonstiges |
Kosten ca. 260 000 Mark Drehzeit: September 1973 Drehort: München Arbeitstitel: Alle Türken heißen Ali Dem Film ist das Motto "Das Glück ist nicht immer lustig" vorangestellt. |
Ur-/Erstaufführung |
5. März 1974 (Lenbach-Kino, München) TV-Ausstrahlung: 25.7.1977 ZDF |
Weitere Filmbeschreibung |
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Genre |
Gesellschaftskritik, Beziehung, Ausländerfeindlichkeit |
Darsteller |
Rolle |
Emmi Kurowski |
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El Hedi Ben Salem |
Ali |
Barbara, Wirtin |
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Krista, Emmis Tochter |
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Eugen, Kristas Mann |
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Karl Scheydt |
Albert, Emmis Sohn |
Elma Karlowa |
Frau Kraus |
Anita Bucher |
Frau Ellis |
Gusti Kreissl |
Paula |
Angermayr, Lebensmittelhändler |
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Doris Mattes |
Frau Angermayr |
Lieselotte Eder (Lilo Pempeit) |
Frau Münchmeyer |
Marquard Bohm |
Gruber, Sohn des Hausbesitzers |
Katharina Herbert |
Mädchen in der Kneipe |
Margit Symo |
Hedwig |
Peter Gauhe |
Bruno |
Elisabeth Bertram |
Frieda |
Helga Ballhaus |
Yolanda |
Arzt im Krankenhaus |
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Hannes Gromball |
Ober in der Osteria |
Gast in der Kneipe |
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Chef der Autowerkstatt |
Inhalt
Vielleicht der stimmigste von allen Fassbinder-Filmen, der eine unmögliche Liebesgeschichte feinfühlig und mit einer tiefen Sympathie für die beiden Protagonisten -zwei wunderbare Darstellende: Brigitte Mira und El Hedi Ben Salem -erzählt. Die 60jährige Putzfrau Emmi und der sehr viel jüngere Marokkaner Ali verlieben sich ineinander, heiraten und ziehen so das Unverständnis ihrer Umgebung auf sich. Mit diesem Film geht Fassbinder neue Wege, gibt sich als Anhänger Douglas Sirks zu erkennen, dessen Melodram All that Heaven Allows hier neu interpretiert wird. (Quelle: Xenix)
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Das Thema der Angst eint auch zwei weitere Filme der Periode zwischen 1973 und 1975, Angst essen Seele auf und Fontane Effi Briest. In ersterem begegnet Emmi (Brigitte Mira), eine ungefähr sechzigjährige Putzfrau, in einer Kneipe Ali (El Hedi Ben Salem), einem etwa dreißigjährigen Nordafrikaner, der als Automechaniker arbeitet. Sie ziehen zusammen und heiraten, was Emmis Kinder, ihre Nachbarn und Arbeitskolleginnen derart vor den Kopf stößt, dass sogar der Besitzer eines Tante Emma-Ladens sich schließlich weigert, sie weiterhin zu bedienen. Als sie nach einem gemeinsamen Urlaub zurückkehren, verwandelt sich zwar die soziale Ablehnung in zuvorkommende Ausbeutung, aber dafür bekommt die Beziehung jetzt erste Risse und Ali trifft sich wieder mit seiner alten Geliebten (Barbara Valentin). Eines Abends bricht er in Emmis Armen wegen eines offenen Magengeschwürs zusammen. Der Arzt kann wenig Hoffnung auf eine vollständige Genesung machen: Der "ganz besondere Stress" mache die Gastarbeiter zu einer gefährdeten Risikogruppe.
Ein weiteres Mal hat Fassbinder eine Handlung mit der Klarheit einer Fabel und der emotionalen Wucht einer Tragödie konstruiert. Der Plot ähnelt Sirks "All That Heaven Allows" (Was der Himmel erlaubt; 1955), in dem Jane Wyman und Rock Hudson ein Paar spielen, dessen Liebe gegen Alters- und Klassengrenzen verstößt. Durch die Wahl einer wesentlich älteren Schauspielerin und eines Marokkaners hat Fassbinder den Konflikt allerdings zugespitzt und damit auch für das anfängliche Unbehagen des Zuschauers gesorgt, wenn das Paar derart viele Tabus bricht. Angst essen Seele auf war ein international als Schlüsselfilm des Neuen Deutschen Films angesehenes Werk. Die Geschichte selbst wurde zum ersten Mal von dem Zimmermädchen Margarethe in Der amerikanische Soldat erzählt, dort allerdings mit einem Schluss, dessen Ironie eine andere Stoßrichtung hat. Eines Tages findet man Emmi erwürgt auf, an ihrem Körper stellt man Abdrücke eines Siegelrings mit dem initial A fest. Ihr türkischer Freund Ali wird in Haft genommen, protestiert allerdings dagegen. Warum solle ausgerechnet er der Täter sein, wo doch für die Deutschen alle Türken Ali hießen. Der Arbeitstitel von Angst essen Seele auf lautete denn auch: Alle Türken heißen Ali.
(Quelle: Thomas Elsaesser: "Rainer Werner Fassbinder", Bertz Verlag GbR, Berlin, 2001, Seiten 444-446, Textübernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)
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Der Regisseur sagt über seinen Film in einem Interview mit Christian Braad Thomsen in "Politisk filmkunst", 1973: "Früher hätte ich die Geschichte sicher so erzählt, wie sie eigentlich ist, nämlich, dass die alte Frau stirbt, weil die Gesellschaft nicht zulässt, dass eine alte Frau und ein junger Gastarbeiter zusammenleben. Aber jetzt geht's mir darum, zu zeigen, wie man sich wehren kann und es trotzdem irgendwie schafft. Heute glaube ich eher, dass man, wenn man diese deprimierenden Verhältnisse nur reproduziert, sie damit verstärkt. Deshalb sollte man eher die herrschenden Verhältnisse so durchschaubar darstellen, dass sie bewusst werden, und zeigen, dass sie überwunden werden können."
(Quelle: Christian Braad Thomsen: "Rainer Werner Fassbinder - Leben und Werk eines maßlosen Genies", Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Hamburg, 1993, Seite 185, Textübernahme mit freundlicher Erlaubnis des Autors)
Layout: Rosemarie Kuheim Bearbeitet: 10. Oktober 2020
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Die beiden Filmszenefotos wurden mir freundlicherweise von Einhorn-Film zur Verfügung gestellt. |