Horst Buchholz
Darsteller

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Freddy (Horst Buchholz, r.) versucht seinen jüngeren Bruder Jan
(Christian Doermer, l.) zu überreden, bei einem Überfall
mitzumachen.
© ZDF / Helmut Kiehl - honorarfrei
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Geboren
am 4. Dezember 1933
Gestorben
am 3. März 2003
Im Alter von 14 Jahren hatte Horst Buchholz erste Statistenrollen in Operetten. 1950
verließ er
die Schule. Durch kleinere Synchronsprecher-Aufgaben finanziert er sich den
Schauspielunterricht bei
Marlise
Ludwig. Regisseure an der Berliner Tribüne werden auf den
begabten Jungen aufmerksam, so dass er seine Schauspielkunst auf mehrere
Berliner Bühnen ausweiten kann, u.a. spielt er auch bei
Boleslaw Barlog
am Schiller- und Schlosspark-Theater in den Stücken
"Kolportage" von Kaiser, "Schule der Väter" von
Anouilh oder in Bruckners "Elisabeth von England".
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Horst
Buchholz und Romy Schneider in Monpti
©BR
/ Kirch Media GmbH |
Horst
Buchholz begann seine Karriere, die international gipfelte, als
Synchronsprecher. Man glaubt es kaum, aber er lieh seine Stimme dem Hasen
'Klopfer' in Walt Disneys Zeichentrickfilm Bambi.
Seine Synchronarbeit erstreckte sich im Laufe seines
Schauspielerlebens auf über 1000 Filme. Im Alter von 16 Jahren übernahm er bereits Bühnenrollen. Aber seine
Kinokarriere begann mit der Hauptrolle in einem französischen Film (Titel:
Marianne,
meine Jugendliebe) unter der Regie von
Julien
Duvivier. So begann eine
einmalige Filmkarriere für den jungen Schauspieler. Dass er einmal mit
Größen wie Yul Brunner, Charles Bronson oder Steve McQueen spielen
sollte, hätte er selbst wohl nicht für möglich gehalten.
Für
Helmut Käutners
Himmel
ohne Sterne (1955) wurde er 1956 bereits mit dem
Bundesfilmpreis in Silber ausgezeichnet. Doch dann kamen
Georg
Tresslers
Die Halbstarken (1956) und
Endstation
Liebe, so dass Buchholz zu einer Art deutscher James Dean wurde.
Vorerst war der junge Schauspieler auf
den ungestümen, rebellischen Jugendlichen festgelegt. In
Josef von Bakys
Melodram
Robinson
soll nicht sterben (1956)
stand er neben
Romy Schneider
vor der Kamera, ebenso in
Monpti.
Ein
Jahr darauf spielte er in
Kurt
Hoffmanns Komödie
Die Bekenntnisse
des Hochstaplers Felix Krull nach dem Roman von Thomas Mann;
für diese Rolle erhielt er den Filmpreis "Bambi" und auch
internationale Anerkennung. 1959 spielte er seine vorerst letzte Rolle
in dem in Deutschland produzierten Film
Das
Totenschiff
mit
Mario Adorf und
Elke Sommer.
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Christopher
Buchholz und Sandra Hacker drehten 2005
einen beeindruckenden Dokumentarfilm über Horst
Buchholz mit dem Titel:
Horst
Buchholz - Mein Papa
(Vielen
Dank an Christopher Buchholz für dieses Foto)
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Seinen internationalen Durchbruch hatte Buchholz dann ebenfalls 1959 mit dem
britischen Film
Tiger
Bay, der die Geschichte eines zum Mörder gewordenen polnischen
Seemanns auf der Flucht erzählt. Der Film machte ihn auch in den USA
bekannt und so bekam er 1960 ein Angebot aus Hollywood, um bei John
Sturges einen der "glorreichen Sieben" in dem gleichnamigen
Western zu spielen. Dann kam Billy Wilders Ost-West-Komödie
Eins,
zwei, drei (ach, ich liebe diesen Film!!)
und Buchholz spielte wunderbar den liniengetreuen
Jungkommunisten Piffl, wo er auch sein komödiantisches Talent unter
Beweis stellen konnte. In seiner nächsten Filmrolle in
Neun Stunden zur Ewigkeit spielte Buchholz den Gandhi-Attentäter
Naturam Godse.
Danach
wurden Filme in Italien, Frankreich und auch in Deutschland gedreht, leider
übernahm er in oftmals künstlerisch wenig überzeugenden Produktionen
Persönlichkeiten der Zeitgeschichte wie Marco Polo (Im
Reich des Kublai Khan, 1964) oder
der 1972 gedrehte Spielfilm
Johann
Strauß oder auch
Der große
Walzer, wozu der ORF zum Inhalt schrieb: "Der junge Johann
Strauß möchte 1844 in Wien sein erstes öffentliches Konzert geben. Es
droht jedoch zum Fiasko zu werden. Bezahlte Störenfriede planen, sein
Debüt auszubuhen. Die schöne Sängerin Henriette Treffz erweist sich als
rettender Engel. Der junge Musiker gewinnt mit ihrer Hilfe das Publikum
im Sturm. Später wird Henriette seine Frau und begleitet seinen
triumphalen Aufstieg zum Walzerkönig."
In späteren Jahren musste Horst Buchholz sich auch negative Rollen wie
Nazi-Widerlinge (Codename: Emerald),
Uniformträger (Nur drei kamen durch)
oder andere unsympathische Zeitgenossen gefallen lassen.
Die
Moderation der ARD-Sendung
Astro-Show,
die Horst Buchholz 1981 übernahm, floppte, so dass die Sendung nach
fünf Ausstrahlungen wieder abgesetzt wurde. Danach fand Buchholz wieder
den Weg zum Theater. 1984
spielte er am Berliner Renaissance-Theater unter
Heribert
Sasse in "Die zwölf Geschworenen", und 1985 konnte man ihn in
der Rolle des Bluntschli in "Helden" bewundern.
Anfang
1992 holte ihn
Wim Wenders für die nicht un-komische Rolle eines
US-Gangsters in
In weiter Ferne, so nah! vor die Kamera. Es war
seine erste Begegnung mit einem Vertreter des sogenannten "Neuen
deutschen Films". In dem Drama
Das Leben
ist schön von
Roberto Benigni
spielte er eine kleine, aber nicht unwichtige Rolle als kultivierter,
belesener Deutscher, der während des 2. Weltkrieges als KZ-Arzt
Karriere macht. Der Film wurde mit mehreren Oscars, u.a. für den besten
fremdsprachigen Film ausgezeichnet.
Von
der Jugendzeitschrift BRAVO wurde er dreimal mit dem BRAVO-Otto bedacht:
1957, 1958 und 1959; 1957 und 1958 wurde ihm der Medienpreis
"Bambi" verliehen und 1985 erhielt er den Deutschen Filmpreis
in Gold für seine Darstellung in
Wenn ich mich fürchte
von
Christian
Rischert. 2000
wurde ihm der
DIVA-Award
verliehen.
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Horst
Buchholz als Marco Polo in
Im
Reich des Kublai-Khan, ein Abenteuerfilm von 1965,
Regie:
Denys de La Patellière
Foto: BR/ARD
Degeto/CCC Filmkunst |
Horst Buchholz war
1958 mit der Schauspielerin
Myriam Bru verheiratet.
Er hat zwei Kinder; sein Sohn Christopher*), der 1962 geboren wurde und
Beatrice, geboren 1963, die ebenfalls beide Schauspieler sind. In den letzten
Jahren bekannte sich Horst Buchholz offen dazu, homosexuell bzw.
bisexuell zu sein.
Der Mime starb am 3. März 2003 in der Berliner Charité im Alter von 69
Jahren. Sein Sohn Christopher hat seinem Vater mit dem Film
Horst
Buchholz - Mein Papa ein wunderbares Denkmal gesetzt. Horst
Buchholz'
Grab befindet sich auf dem Walfriedhof, Heerstraße, Berlin.
Das
"Hamburger Abendblatt" berichtete am 2. Dezember 2014, dass
die Stadt Berlin eine Gedenktafel für Horst Buchholz stiftet. Sie wurde
am 4. Dezember am früheren Wohnhaus des Schauspielers in Berlin,
Stadtteil Prenzlauer Berg, angebracht. Wim Wenders hielt dazu eine
Laudatio. In dem Haus Sodtkestr. 11 lebte der Schauspieler 13 Jahre bis
1952. (rk)
(Quelle:
Einige Informationen bzw. Textpassagen aus "Das große Personenlexikon des Films" von
Kay Weniger, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Band 1, Seite 596-598 - mit Erlaubnis des
Autors)
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Weitere
Filme mit Horst Buchholz
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Titel |
Jahr
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Regie
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Robinson
soll nicht sterben
(Rolle: Tom)
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1956
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Josef
von Baky
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Bekenntnisse
des Hochstaplers Felix Krull
(Rolle: Titelrolle)
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1957
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Kurt
Hoffmann
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Nasser
Asphalt
(Rolle:
Greg Bachmann)
Melodram
um einen jungen Journalisten.
Kamera:
Helmuth Ashley,
Drehbuch:
Will Tremper
Weitere
Darsteller:
Gert Fröbe, Peter
Capell,
Heinz Reincke,
Martin Held, Maria
Perschy, Inge Meysel
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1958
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Frank
Wisbar
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Auferstehung
(Rolle:
Fürst Dimitrij Nechljudoff)
Ein
junger, russischer Fürst wird zum Geschworenen in einem Mordprozess gelost
und sieht sich plötzlich einem quälenden Zwiespalt ausgesetzt: Er erkennt
in der Angeklagten ein Mädchen wieder, das er Jahre zuvor verführt und
verlassen hat. Der Schmerz über ihre enttäuschte Liebe hatte bei der Frau
einen unaufhaltsamen sozialen Abstieg ausgelöst. Sein schlechtes Gewissen
holt den Fürsten ein, und er versucht, der Aufgabe, über sie zu richten,
zu entkommen. Mit einer Ausrede lässt er sich entschuldigen, und es
gelingt ihm tatsächlich, dass ein anderer an seiner Stelle den
Geschworenenplatz einnehmen muss. Dieser Mann jedoch ist in der
Verhandlung für den harten Urteilsspruch gegen die Frau ausschlaggebend:
Sie wird zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Als der Fürst kurz darauf
erkennen muss, dass die Frau unschuldig ist und deshalb zu unrecht
verurteilt wurde, fühlt er sich doppelt schuldig für ihr tragisches
Schicksal. Sein Gewissen plagt ihn so sehr, dass er sein bisheriges Leben
aufgibt, um sich dem Transport nach Sibirien anzuschließen.
(Quelle: Murnau-Stiftung)
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1958
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Rolf
Hansen
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One, Two, Three (Eins, zwei, drei) (Rolle: Otto Ludwig Piffl)
-
Mein
Film-Tipp! -
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1961
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Billy
Wilder
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...aber Jonny!
(Rolle:
Jonny)
Attraktiver
junger Mann nützt seine Anziehungskraft auf Frauen als käuflicher Liebhaber
aus und wird dadurch zum reichen Mann. Unterhaltsame Komödie, die das frivole
Thema ironisch-humorvoll abhandelt.
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1973
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Alfred
Weidenmann
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Die Klempner kommen
(Rolle:
Dirigent)
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1976
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Michael
Pfleghar
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Derrick
- Solo für Margarethe
(Rolle:
Alexis)
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1978
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Michael
Braun
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Kur
in Travemünde
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1979
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Peter
Beauvais
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Der
Alte (Liebe hat ihren Preis)
(Rolle:
Wolf Daniel)
Der Inhaber einer Druckerei,
Wolf Daniel, hat ein Verhältnis mit seiner
Sekretärin Doris. Seine Frau Herta liebt ihn, deshalb duldet sie diese Affäre.
Allerdings ist ihr Vater nicht sonderlich mit den Frauengeschichten seines
Schwiegersohnes einverstanden. Er will sein eingebrachtes Kapital aus der
Firma ziehen, das würde aber bedeuten, dass die kleine Druckerei Konkurs
anmelden müsste. An diesem Tag wird Herta, die Frau Daniels, in der Diele
ihres Hauses erschossen. Kommissar Köster erfährt, dass Wolf Daniel für
die Mordzeit kein Alibi hat. Frau Kühn wird ebenfalls befragt und Köster
bekommt bei einem Telefonat mit, das sie von einem anonymen Anrufer
belästigt wird. Eine Bekannte von Wolf, Besitzerin eines Auktionshauses
und Geschäftspartnerin, gibt Wolf Daniel ein Alibi...
(rk)
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1983
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Theodor
Grädler
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In weiter Ferne, so nah!
(Rolle: Tony Baker)
Fortsetzung
des Wenders-Klassikers
Der
Himmel über Berlin: Engel Cassiel folgt seinem Vorgänger Damiel auf
die Erde, wird sterblich und gerät prompt ins Kleinkriminellen-Milieu.
Nebenrollen für Michail
Gorbatschow, Lou Reed und Peter Falk.
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1992
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Wim
Wenders
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Der
Clan der Anna Voss
(Rolle:
Paul Voss)
Die kleine
Winzerei von Markus und Anna Voss steht kurz vor dem Ruin. Um sein
Lebenswerk zu erhalten, bittet Markus seinen Halbbruder Paul, ihm die
Dividende aus dem Großkonzern seiner Familie auszuzahlen. Doch als Paul
das ablehnt, erleidet Markus einen Herzinfarkt. Während Anna um das Leben
ihres Mannes bangt, wartet Paul auf dessen Tod, um Markus’ Anteil an der
Firma zu erben. Im Sterbebett überrascht Markus seine Familie mit einem
letzten, folgenschweren Entschluss … (Text:
sat1)
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1995
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Herbert
Ballmann
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STERNE, DIE NICHT UNTERGEHEN - ATLANTIC AFFAIRS (Rolle: Maitre de
Plaisir) |
2002 |
Hark Bohm |
NUR DREI KAMEN DURCH (Da Dunkerque alla
vittoria) Ein Spätsommertag in Paris 1939: Fünf junge Leute
feiern in einem Bistro an der Seine den Sieger einer Kanu-Wettfahrt - eine
Französin, ein Amerikaner, ein Brite, ein Deutscher und ein Kanadier.
Schon bald jedoch trennt der Zweite Weltkrieg ihre Wege. Die Freunde
sollen auf einmal Feinde sein, sollen an der gleichen Front auf
verschiedenen Seiten kämpfen. Und der Wahnsinn des Krieges breitet sich
aus. Werden die Freunde sich jemals wiedersehen?
Darsteller: George Peppard, George
Hamilton, Jean-Pierre Cassell |
1979 |
Umberto Lenzi |
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